22.07.2014

Album Review | KILLSWITCH ENGAGE - Disarm The Decent

Veröffentlichung: 2. April 2013
Genre: Metalcore

Ich habe mich relativ lange Zeit geweigert, dieses Album anzuhören. Ich war zu sehr von der Idee besessen, dass mir KSE ohne Howard Jones nicht mehr so sehr gefallen würden. Ihr wisst schon, der Lieblingskuchen bleibt halt der Lieblingskuchen. Es war einfach eine Blockade in meinem Kopf, die ich vor Kurzem erst überwinden konnte. Dabei habe ich die Band doch mit Jesse Leach kennen gelernt. Schon damals mochte ich seine Stimme, das würde sich sicher nicht so stark verändert haben. Dass er jetzt wieder bei KSE singt, ist eigentlich optimal. Ich kenne keine andere Band, die ihren Gründungssänger wieder ins Boot geholt hätte. Außerdem bestehen KILLSWITCH sowieso nicht nur aus Gesang, sondern bieten auch instrumental genug. Mir ist sowieso fremd, wie die Amerikaner überhaupt ein schlechtes Album veröffentlichen könnten.

Ich gebe ja auch zu, dass das zweite selbstbetitelte Album in gewisser Weise ein kleines wenig Bullshit war, da es einfach voll mit genialen Ansätzen ist, die einfach so stehengelassen worden sind. Es hätte ein verdammt gutes Album werden können. Aber darum geht es jetzt nicht.

Nachdem ich dann irgendwann vor ein paar Tagen von meinem Howard Jones-Trip heruntergekommen war, musste ich zugeben, dass Jesse Leach ihm stimmlich absolut das Wasser reichen kann. Er hat mächtig zugelegt, was seinen cleanen Gesang angeht, während der überwiegende, aggressive Gesang genauso gut klingt wie zu Anfangszeiten. Natürlich hat Leach nicht die volle Stimme, die Jones hat, aber er hat andere Qualitäten und gehört ganz klar zu denjenigen Sängern, die respektiert werden sollten für das, was sie tun. Genauso passt er als Sänger der ersten Stunde nach wie vor perfekt zur Band.

"Disarm The Decent" ist ganz sicher keine Liebe beim ersten Anhören gewesen und mein KSE-Lieblingsalbum "The End Of Heartache" wird es sowieso nicht toppen. Allerdings ist es zugegeben das beste seit 2004. Irgendwann 2009 schienen KILLSWITCH ENGAGE ihre Richtung zu verlieren, während sie nun seit 2013 wieder auf dem richtigen Pfad angekommen sind, nämlich zurück zur melodischen Härte und schwedisch angehauchten Riffs und Solos, dazu einprägsame Refrains zum Mitsingen.

Es gibt eine Vielzahl an positiven Aspekten, die das Album hörenswert machen. Wie schon erwähnt sind es nach wie vor, und das hat sich auch nach der Jones-Ära nicht geändert, die Vocals, außerdem scheint das Album einfach geradliniger, auf den Punkt, nicht zu viel und nicht zu wenig. Aussetzer erlaubt sich die Band nicht, jeder Song klingt genau so, wie er sollte, ohne gewollt zu klingen. Erwähnenswert ist auch, dass KILLSWITCH ENGAGE auch mit Balladen glänzen, die mir teilweise sogar noch besser als ihr gewöhnliches Material gefallen.
Negativ ist allerdings, dass mir einfach Songs fehlen, die mich richtig begeistern. Ich suchte nach einer persönlichen Hymne, dem Soundtrack, der mich durch den Alltag begleitet, wie bei den Songs "Breathe Life", "Arms Of Sorrow", "Take This Oath", "My Curse" oder "The End Of Heartache" (und weitere Songs aus der Jones-Ära), aber ich fand ihn nicht. Der Opener "The Hell In Me" kommt schon recht nah dran, auch "Always" ist ein sehr herzzerreißender Song, der mich gepackt hat. Der Moment der Perfektion ist aber leider ausgefallen. KSE haben einen hohen emotionalen Stellenwert für mich. Ich höre zwar Musik meistens der Musik an sich wegen, aber bei manchen Bands muss das Gefühl stimmen, das sie vermitteln.

Und trotzdem: "Negativer Aspekt" bedeutet bei KILLSWITCH ENGAGE lediglich Einserbremse, wie die Lehrer sagen würden. Gibt jetzt halt keine volle Punktzahl oder ganz nah dran. Aber "Disarm The Decent" ist ein absolut hörenswertes Album, und wenn die Amerikaner so weitermachen, steht ihnen nichts mehr im Wege, sich endlich zu den Großen zählen zu dürfen.

Wertung: 8/10
Highlights: The Hell In Me, Always, You Don't Bleed For Me, No End In Sight

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