03.06.2014

Album Review | DELAIN - The Human Contradiction

(c) Napalm Records
Veröffentlichung: 8. April 2014
Genre: Symphonic Metal

Tut mir ja Leid, dass zurzeit nur so gute Reviews kommen, aber ich kann nichts dafür, es gibt zu viel gute Musik da draußen. Bei Delain musste ich das erst einmal kapieren.

Delain sind keine herkömmliche Symphonic Metalband. Im Gegensatz zu ihren Kollegen Epica, Within Temptation bis 2007 und Nightwish sind sie nicht auf Bombast, Epik und ein Riesenorchester mit zusätzlich 20 Chorsängern aus. Viel mehr geht es vor allem auf dem aktuellen Album um Eingängigkeit, schöne Gesangslinien, packende Refrains und die Message der Songs, die sich in den gesellschaftskritischen Texten widerspiegelt. Klingt ein bisschen wie Radio-Futter, was? Ist es nicht. Sonst hätte ich mir das doch gleich sparen können.

Zugegeben, anfangs kamen mir die Songs recht unspektakulär vor und trotzdem konnte ich nicht aufhören, sie mir anzuhören. Und vorab sage ich lieber gleich, dass wenn jemand gerade hier liest, der technisch anspruchsvollen Metal will, der ihm den Kopf zerfetzt, der kann hier aufhören. (Beziehungsweise habe ich in ein paar Tagen ein paar Leckerbissen für ihn, einfach über Twitter und Google+ dranbleiben!)

Mit einfachen, aber richtig in Szene gesetzten Mitteln haben Delain mit "The Human Contradiction" ein solides und eigenständiges Werk erschaffen, das auf jeden Fall in Erinnerung bleibt. Ich habe ein paar Durchgänge gebraucht, um die Qualität der Songs herauszuhören. Denn diese versteckt sich irgendwo zwischen den Zeilen.
Das Erste, was auffällt, ist der Gesang von Sängerin Charlotte Wessels, der mal kraftvoll, mal dunkler angehaucht, aber auch geschmeidig sanft und sogar gebrechlich und gefühlvoll klingen kann -Gänsehautmomente sind hier vorprogrammiert. Und das wohl Wichtigste ist, dass man nie das Gefühl hat, dass Charlotte jemals versuchen würde, Töne und Texte zu singen, die sie nicht singen will. Obwohl sie nicht das größte Stimmvolumen hat, wiederholt sie sich nicht. Das ist wirklich auch eine Kunst in sich. Sie beweist, dass man keine drei Oktaven braucht, um gut zu klingen. Man muss nur, wie sie es vorbildlich vormacht, seinen eigenen Stil finden und dabei bleiben, aber sich trotzdem nie vor Experimenten verschließen.
Besonders interessant ist die Art und Weise, wie die Niederländer jeden anfangs noch so unschuldig klingenden Song zu einem Hit machen, sei es durch knallharte Riffs, die Klavierballaden durchbrechen und explodieren lassen, oder durch an den richtigen Stellen eingesetzte Synthesizer, orchestrale Begleitung und moderne Effekte. Die klassischen Elemente stehen aber nicht im Vordergrund, sondern unterstützen das Ganze auf eine simple und doch geniale Art. Auf einem Song sind sogar Growls zu hören, auf zwei Tracks singt Marco Hietala und auf dem letzten und meiner Meinung nach besten Song des Albums "The Tragedy Of The Commons" ist keine andere als Alissa White-Gluz dabei, mit cleanem Gesang und Growls. (insert Fangirlattacke)

Dieses Album ist durchaus beeindruckend. Nie wird es langweilig und alles scheint durchdacht zu sein, aber dann doch wieder einfach natürlich. Die Songs wurden nicht auf eine bestimmte Struktur oder genau vier Minuten gepresst. (allerhöchstens vielleicht "Stardust", aber das ist ja eine Single) Für mich sind Delain klare Gewinner. Nicht nur dadurch, dass sie bei ihrem neuen Label sie selbst sein können, sondern auch, weil sie als Folge daraus Natürlichkeit ausdrücken. Fans von Within Temptation werden diese Band wohl schon kennen und mögen. Wer nicht, dann reinhören.

Wertung: 8/10
Highlights: Army Of Dolls, The Tragedy Of The Commons

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